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Die wechselvolle Geschichte eines Parks

Der "Park" in Ziegelhausen war neben einigen Biergärten am Neckar eine Gelegenheit zum Ausruhen, zum Sitzen am Bach, bis 1927 aber größtenteils in Privatbesitz der jeweiligen Eigentümer. 

Was war die Hosefelderei?

Im späten 17 Jahrhundert wurde am Ausgang des Steinbachtals eine Mühle gebaut, die letzte vor der Mündung in der Neckar. Gegen Ende  des 19. Jahrhunderts wurde die Mahltätigkeit beendet, das Gebäude beherbergte dann eine Möbelschreinerei, dann übernahm der Apotheker "Hosefeld"  das Gebäude ("1") für seine Apotheke. Daher der Name.

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- 1933-1945 - In dieser Zeit wurde der Park ebenfalls Opfer nationalsozialistischer Umbenennung Bis 1933 kannte man ihn  in Ziegelhausen schlicht als "Park" . Es findet sich dann der Name des von den Franzosen im Ruhrkampf (1923) wegen Sabotagen hingerichteten Schwarzwälders Leo Schlageter in Verbindung mit "Anlagen" (siehe nachstehende Planskizze). Es fand sich in der Nähe des ehemaligen DRK - Heimes ein Steinblock mit dem eingemeiselten Schriftzug "Schlageter - Anlage". 

 

- ca 1850 -  weiß gekennzeichnet der Verlauf des damaligen Anwesens,  das Haus links am Steinbachweg (2 - heute "Capri" ) . Haus 3 war Teil der Mühlenanlage, später Feuerwehrhaus, jetzt Bischoff - Betrieb.

-1927/1939 - 1927 erwarb die Gemeinde das Anwesen, 1939 wurde dann die Umfriedungsmauer im Zuge der Verbreiterung der Peterstaler Straße entfernt, eine Zeitlang befand sich die "Kurpfalz - Apotheke" im Haus. 
Ziegelhäuser Senioren erinnern sich noch an ihn als "Turnplatz", wo die Jugend samstags zu Leibesübungen anzutreten hatte.
 

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Nebenbei - weitere Umbenennungen 1933:

"Kleingemünder Weg in "Karl - Pflaumer - Straße" - 1945 in "Brahmsstraße"
"Peterstaler Neurott" ( Peterstal) in "Karl - Pflaumer - Straße" - 1945 "Neurottweg", 1972 "Ezanvillestraße"
[Karl Pflaumer - NAZI - Innenminister in Baden, Mitglied der SS]

Verbindung Friedhofweg-Moselbrunnenweg in "Robert-Wagner- Straße" - 1945 "Goethestraße" - 1975 "Reinhard - Hoppe - Straße"
[Robert Wagner - NSDAP - Gauleiter Baden und Elsaß]

Kreuzung vor der ehemaligen katholischen Kirche (ehem. Ortszentrum) in "Adolf - Hitler - Platz" - 1945 namenlos. 

Kreuzung Peterstaler Straße, Heidelberger Straße (Neckarhelle), Hauptstraße (Kleingemünder Straße) in "Horst - Wessel - Platz" - 1945 namenlos. ("Drehscheibe")

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Nebenstehender Plan (aus dem Stadtarchiv) weist auf die Existenz der "Schlageter - Anlage" hin. Der Nordungspfeil zeigt die Parallelität zu Peterstaler Straße und Bachweg (oben).  Historische Schätzung der Entstehung - 1939 - 1945.

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-1946 - Durch Gemeinderatsbeschluss vom 29.4.1946 wurde das gesamte Gelände in "Friedrich - Ebert - Platz" umbenannt. Die Bushaltestelle weiter oben trug ebenfalls diesen Namen.

- 1964 - Dieses Bild zeigt die Trennung des Geländes auf. Rechts am Bachweg hatte man einen Autoparkplatz angelegt. Dieser entsprach ungefähr der heutigen Außenbewirtungsfläche des Restaurants. Links in Höhe der Telefonzelle begann der Park in Richtung Osten. Gegenüber - neben der Wirtschaft "Zur Rose" sieht man ebenfalls einen Parkplatz, heute Edeka - Geschäft.

 

 

-1984 - Das Parkgelände wurde grundsaniert, d.h. neu angelegt. Auf der Grasfläche wachsen jetzt alte und neue Bäume, der optisch hässliche Parkplatz wich einer angenehm wirkenden Bepflasterung. Der Bach wurde nun in Teilen wieder sichtbar.

- 1988 - Der Verkehrsverein hielt Einzug in das ehemalige Mühlengebäude.

- 1999 - Der Regenüberlauf wurde neu gestaltet, auf den Betonflächen dort Sitzgelegenheiten geschaffen.

- nach 2000- Der Park erfreut sich - auch durch das Restaurant - großer Beliebtheit. 

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- 2021Nun hat sich sich in 2021 und auch schon früher durch einige Autoren ergeben, dass es in Ziegelhausen, im Rainweg, ein Ehepaar Müller gab, das im Winter 1945 eine jüdische Familie aus Mannheim vor Deportation und wahrscheinlich Tod gerettet hat. Sie hatten dabei Menschlichkeit zur Richtschnur und haben großen Mut bewiesen.  Der israelische Staat ehrte die beiden Müllers als "Gerechte unter der Völkern"  genau wie Hermann Maas oder Oskar Schindler. Die genauen Details findet man unter: Verdienstvolle Ziegelhäuser. 

Der Stadtteilverein hat im August 2021 diesen im Jahre 1969 verstorbenen Frieda und Mathias Müller eine Gedenktafel gewidmet. Prof. Dr. Heil, ehemaliger Leiter der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg, forderte die Stadt Heidelberg im Januar 2020 bei einer städtischen Gedenkveranstaltung auf, "stillen Helfern" durch Straßennamen auch späte Ehrung zukommen zu lassen.

Im Bezirksbeirat wurde nun ein entsprechender Antrag auf Neubenennung mit "Frieda-und-Mathias-Müller-Park gestellt, der bei positivem Votum durch den Gemeinderat bestätigt werden kann. Zudem hat der Stadtteilverein im August 2021 am Ort des Geschehens eine Gedenktafel angebracht.
In Ziegelhausen gibt es ganze 7 Personen - Straßennamen, davon 2 von gebürtigen Ziegelhäusern. Der "Frieda-und Mathias-Müller- Park" wäre nach "Förster Bronn" und "Robert Bollschweiler" erst die dritte Personenbenennung mit Ziegelhäuser Namen.

 

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Der Bezirksbeirat Ziegelhausen (24.11.2021) macht dem Gemeinderat den Vorschlag, den Teil der Grünfläche nördlich des Gehwegs von der Fußgängerampel in der Peterstaler Straße zum Restaurant in "Frieda-und-Mathias-Müller-Park" umzubenennen.

Aus der Bezirksbeiratssitzung

Presseartikel vom 30.11.2021

Klaus Fanz

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