Der Reifelsberg - düsteres Geheimnis

Der Reifelsberg - düsteres Geheimnis

Die Eltern taten’s wohlweislich nicht, aber eine Tante erzählte dem unter 10 – jährigen die schaurige Geschichte vom toten Franzosen im Reifelsberg. Der Reifelsberg befand und befindet sich etwa in 50 m unverbauter Entfernung vom Kinderzimmer zwischen Peterstaler Straße und dem Bächenbuckel. Im kleinen Tal fließt der seit 50 Jahren verdohlte Moselbrunnenbach, vor der Verdohlung Treff von Fröschen und kleinen Fellnagern. Nun liegt der Reifelsberg exakt im lichtärmeren Norden und strahlte immer etwas Düsternis aus. Der 8 – jährige sah deshalb des öfteren ein Soldatengespenst den Hügel herunter wanken, Schattenseite einer schönen Kindheit, in der man im Schuppen Seitengewehre aus dem 1. Weltkrieg, Inflationsgeld von 1923, einen Säbel wohl aus der Zeit um 1870 fand.

 

Der Reifelsberg
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Was hatte es nun mit dem toten Franzosen auf sich?

Mit vereinten Kräften hatte die Anti – Napoleon – Koalition die Franzosen 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig besiegt. Die überlebenden Franzosen suchten so schnell wie möglich über den Rhein die Heimat zu erreichen, immer verfolgt von russischen, preußischen, österreichischen Truppen. Von geordnetem Rückzug konnte keine Rede sein. Der Hunger nahm sich das mit Gewalt, was auf der Flucht auf dem Weg lag. Wehe den Bauern und Handwerkern, die von der kaiserlichen Soldateska heimgesucht wurden: Lebensmittel, Reittiere, Tiere zum Schlachten, ein paar kümmerliche Münzen aus der Familienschatulle wurden zur Beute.

Einen Tagesritt vor der Rheingrenze „quartierten“ sich flüchtende französische Soldaten beim Bauern Horn ein. Sein Haus lag am Moselbrunnenbach an der Straße nach Peterstal, heute Peterstaler Straße 38. - In diesem Haus verbrachte der Autor seine ersten Lebensjahre - Die Soldaten raubten, was nicht niet- und nagelfest war und machten sich alsbald von dannen. Nur einem Filou ging dieser Abschied zu schnell. Er hatte nämlich ein Auge auf eine Tochter des Bauern geworfen und wollte sie letztlich körperlich nötigen. Nun hatte Bauer Horn im Sortiment seiner landwirtschaftlichen Werkezeuge auch Äxte und Beile. Die brachte er zur Verteidigung seiner Tochter zum Einsatz, ungesehen, da alle Anderen den Tatort verlassen hatten. Jedenfalls kehrte Bauer Horn nach einigen Stunden wieder zurück. Er nahm wohl sein Geheimnis mit ins Grab. Bekannt war nur, dass der Soldatentrupp unter der Trikolore mit einem Mann weniger fortritt als er gekommen war.

Jahrzehnte später wurde auf dem Reifelsberg beim landwirtschaftlichen Graben ein menschliches Skelett gefunden, sehr großer Körperbau, Nur die wenigsten kannten noch die Erzählungen vom baumlangen französischen Soldaten, der im Spätjahr 1813 so plötzlich verschwunden war.
Der Reifelsberg jedenfalls blieb "mörderisches" Terrain. Ab 1860 schossen die Mitglieder der Schützengesellschaft  von der gegenüberliegenden Lehwiese aus auf Ziele auf dem Reifelsberg.

Trad. / Klaus Fanz