Von der Glashütte zum Wohnstadtteil zwischen den Bergen - Peterstal

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Liebe Peterstaler und Peterstal - Interessierte,

in der vorliegenden Literatur über Peterstal enden die Beschreibungen meist um 1825, wobei noch mehrere Archive zu durchsuchen sind. Wenn Sie aber Informationen zu Peterstal noch haben oder gar noch Schriftliches wäre ich sehr dankbar, Sie würden mir diese Informationen zur Verarbeitung zukommen lassen.

Hier die e-mail - Verbindung

Das Dossenheimer Tal

Wieder einmal verwüsteten königlich - französische Truppen die Pfalz: Heidelberg brannte 1693 bis auf die Grundmauern nieder, auch die Mittelzentren Weinheim, Wiesloch, Bretten. Natürlich machte die Soldateska auch vor den Dörfern der Bergstraße nicht Halt. Um der Brandschatzung zu entgehen entflohen Einwohner aus Dossenheim mit einer Täuschung: Sie zündeten große Mengen an Heu an, um den Truppen vorzugaukeln, dass das Dorf schon brannte. Gleichzeitig überquerten sie mit Vieh und Habe den Weißen Stein und erreichten den Westhang des Peterstaler Baches. In dieser windgeschützten Region ließen sie sich nieder. Daraus wurde dann das "Dossenheimer Tal".

Das Schweizer Tal

Die Kühe und Ziegen der "Dossenheimer" fühlten sich auf dem Osthang des Baches wohler. Dort errichtete man Weiden und wirtschaftete wie die Schweizer in den Alpen: Milchwirtschaft, Käse, Butter. Diese Form der Beweidung führte dann zur Bezeichnung "Schweizer Tal", bis heute dokumentiert mit der "Schweizertalstraße".

Das Tal des Peterstaler Bachs

hat die Peterskirche, die Bürgerbegegnungsstätte, die ehemalige Schule, heute KiTa, und viele Wohnhäuser aufgenommen. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde diese lange Strecke hinunter zur ehemaligen "Grenze" voll besiedelt. 

"Hochgebirge"

Peterstal ist nach Norden von Odenwaldkämmen abgegrenzt.

Im Nordwesten das zu Dossenheim gehörende Weißer - Stein - Gebiet, im direkten Norden der zweithöchste Berg in Ziegelhausen, der Dossenheimer Kopf samt dem Straßenpass des "Langen Kirschbaum" nach Wilhelmsfeld, im Nordosten dann die "Geigersheide" an der Grenze zu Wilhelmsfeld und Schönau, ein sehr schönes Wandergebiet mit Rasthütte, Wasserquellen hinunter ins Tal. Die Erhebungen dort liegen über 500 m NN.  

Kartenansichten dazu

Peterstal oder Glashütte.    

Im Folgenden die Schilderung des Heimatforschers Karl Christ von 1926

Am Zusammenfluß der Steinbach und der aus dem Kreuzgrund kommenden, unten am Apfelskopf, errichtete 1681 ein Holländer, Heinrich van der Wahl eine Glashütte, von der noch Schlacken in den Wiesen vorkommen.
Nach dem baldigen Eingehen dieser Glashütte gründete Peter Wenzel aus Isenburg im Hessischen eine neue hinter dem Wirtshaus zum Löwen. Auch besaß er östlich davon einen noch bestehenden großen Hof, der die Jahreszahl 1741 trägt. In einem Seitentälchen, an der Stelle des alten Friedhofes, stiftete er eine jetzt abgebrochene Kapelle zu Ehren seines Namenspatrones, St. Peter, die den Namenszug des Stifters, ein Kelchglas und   die Jahreszahl 1737 trug. Er starb 1743. Seine Frau, eine geborene Gontlach aus Neustadt an der Dosse bei Potsdam, 1753. Dort wurde 1695 eine Fabrik für geblasene Spiegel angelegt.

Beim Kirchlein errichtete ein Franziskanerbruder aus Kaiserslautern, der Eremit Franz Torino, eine Klause, die französisch benannte Eremitage, der mit Hilfe eines Kapuziners aus Heidelberg den Gottesdienst besorgte. Ein Einsiedler Josef Ament wohnte 1801-02 hier. Zum Betrieb des Glasofens schied Kurpfalz aus dem Centallmend einen zu beiden Talseiten bis zu den Wasserscheiden hinauflaufenden Waldbezirk aus, wovon noch der Glaskopf den Namen führt, der dem Glasmacher zu Erbbestand verliehen, aber um 760 von der Hofkammer wieder eingezogen und die Fabrikation wegen des großen Holzverbrauchs verboten wurde.   Ebenso eine oberhalb dem Hasselbacher Hof in der sogenannten Backmulde beim Felgenwald gestandene Glashütte und noch eine, die scheint's der Vater des Peterstaler Glasmachers, Erhart Wenzel aus Fulda, 1661 im Greiner Tal beim Kirchwald der Pflege Schönau errichtet hatte.

Zu Peterstal entstand im Anschluß an die Glashütte eine kleine Gemeinde, der die urbar gemachten Stücke im Tal anfangs von der Landesherrschaft in Zeitbestand verliehen wurden, während sie jetzt zu Eigentum besessen werden. Auch steht eine neue katholische Kirche im Tal, die von Ziegelhausen versehen wird. Das oben gelegene Schweizer Tal ist benannt von früher darin weidenden Schweizerkühen. Pottaschenloch heißt eine Schlucht vom Kreuzgrund westlich hinauf zur Hochstraße ziehend, von der Holzasche, die gelaugt und in eisernen Potten, d. h. Töpfen eingedampfte, teils zur Bereitung von Glas, teils von Seife, teils Salpeter für Schießpulver, so in den Ziegelhäuser Pulvermühlen.

Schon um 1400 wird Köhlern und Siedern von Pottasche aus Lambrecht in der Rheinpfalz die Berechtigung erteilt, auch bei Heidelberg im Centwald Abfallholz zu verbrennen und zwischen den zweien Steinbächen, also bei Peterstal, einen Schmelzofen aufzustellen, zum Glühen des von ihnen gewonnenen Laugensalzes, kohlensaures Kali). Auch in der Wolfsgrube und Angelgrube, zum Fang von Wölfen mit Angelhaken versehen, Nördlich von Peterstal, bei der Geigersheide (vgl. Volkssagen)  und beim langen Kirschenbaum durften die Lambrechter brennen, dann auf dem „Hunreberg“ dem Hüner- oder Hinterberg gegen Wilhelmsfeld (wobei gegen Norden ein Pottaschenloch und Angelhof liegen), endlich weiter bis zur  Stenze des Centallmendwaldes bei Heiligkreuzsteinach. 

Waldglasherstellung im Mittelalter

Glas ist der Hauptsache geschmolzener Quarzsand (Siliziumdioxid), der ungefähr bei 1700°C seinen Schmelzpunkt hat. Diese Temperatur war damals nur schwer zu erreichen. Ein "Flussmittel" wie "Pottasche" ist aber in der Lage, die erforderliche Temperatur um 200° -300° zu senken.

"60 Teile Sand, 180 Teile Pottasche und 5 Teile Kalk (Kreide)" sind die Grundstoffe, die vermengt im "Frittofen" gesintert (Materialverschweißung) werden. Danach wird das Material wiederum in kleine Brocken zerhauen, um danach im "Glasofen" zum Schmelzen gebracht zu werden.

Eine fachmännische Kunst war dann das Herausholen der Schmelze zu einem bestimmten Zweck. Mit dem Blasrohr, um Gefäße zu formen oder das Gießen auf einer Fläche mit anschließendem Walzvorgang zur Flachglasherstellung.

Um 1700 waren diese Glasarbeiter wissende Fachleute, vergleichbar mit Ingenieuren, die natürlich riesige Mengen an Holz schlugen und verbrannten, auch Wanderunternehmen, die nach einem Waldkahlschlag zur nächsten günstigen Stelle wanderten.

Siliziumdioxid (SiO2) - Hauptbestandteil von Sand. Überall verfügbar, musste aber sehr gereinigt werden, um unwillkommene metallische Färbungen zu vermeiden.

Pottasche - Verbrannte Buchenholzasche wurde mit Wasser vermengt, ruhen lassen und danach gefiltert und gekocht. Es entstand ein weißes Pulver, das als Flussmittel half, die Schmelztemperatur zu senken. ("Asche in Pötten") (Kaliumkarbonat). Einen, der Pottasche herstellte, nannte man "Aschenbrenner".

Soda - Pottasche wurd immer öfter durch das einfacher handhabbare Soda ersetzt. (Natriumkarbonat)

Kalk - wirkt als Stabilisator der Glasmoleküle (Calciumverbindungen)

Färbung - In erster Linie durch Zugabe von Metallen wie Kupfer, Aluminium, Bleioxid

Aus dem Ziegelhauser Dorfbuch von 1692 - "Extrahiret aus dem Centhbuch der Schrießheimer Centh"

Glaßhütten

Es hat auch Vor Etlichen Jahren Nemblich Anno 1ó81 auff Chorpf. gdgstr Conceßion Heînrich von der Wahl ein Höllönder eine Neue glaßenhütten hìnter Ziegelhaußen" auf die Centh Allmenth gebauet, und etliche wenige Zeit GIaß daselbst Machen laßen, welche aber wegen Jetzigen geföhrlichen Kriegß Troublen Still Stehet und Nicht gebraucht wirdt, hat Solchen platz und die darvon schuldige Recognition dergestalten auf 10 Johr accordiret, daß Er 3 Johr die freyheit genießen hernacher ober Jährlìch 50 fl Zinnß darauß entrichten Solle.

[Es hat auch vor etlichen Jahren, nämlich 1681, auf kurfürstlicher gnädigster Erlaubnis/Konzession Heinrich von der Wahl, ein Holländer, eine neue Glashütte hinter Ziegelhausen auf die Zehnt-Allmende gebaut und dort (nur) kurze Zeit Glas machen lassen, welche aber wegen der jetzigen Kriegsschwierigkeiten still steht und nicht gebraucht wird.

Es wurde auf 10 Jahre die Vereinbarung getroffen, dass dieser Platz 3 Jahre steuerfrei sein soll, hernach aber jährlich 50 fl (Gulden) entrichtet werden sollen.]

Erstes Glasschmelzen in Ziegelhausen - Peterstal

Der Kreuzgrundbach und der Peterstaler Bach fließen unterhalb der Spitze des Apfelskopf - Vorbergs zusammen. (Früher - Gasthaus "Grenze", Straßeneinmündungen Peterstaler Straße, Rainweg, Kreuzgrundweg) - Hierüber gibt es Informationen, dass schon um 1400 n. Chr. Pottasche hergestellt und Glas geschmolzen wurde.

Aber erst vom Jahre  1679 liegt eine kurfürstliche Urkunde vor, die einem Holländer, Heinrich von der Wahl, die Errichtung und der Betrieb eines Glasschmelzofens erlaubte. - die "Alte Glashütte". Speziell wird der Betreiber kurfürstlich beauftragt, Spiegelglas, Trinkgläser, Fensterglas und andere nützliche Glasprodukte herzustellen. Die Haushalte in der Region waren gar angewiesen, "jährlich einen Malter ( ca. 150 l) Hausäsche parat zu halten." Es ging schleppend voran. Erst 1684 stand der Glasschmelzofen zum Betrieb. Von der Wahl hatte inzwischen ausgemacht, dass mit Holzhandel wesentlich mehr Gewinn zu machen ist und vernachlässigte die Glashütte bzw. übertrug sie an einen Italiener und verkaufte später an den Heidelberger Hofkonditor. Schon nach einem guten Jahrzehnt war Schluss mit der Glasherstellung. Doch Jahrhunderte später fand man in den Wiesen dort immer wieder Glasschlackenreste.

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Johann Peter Wenzel

Bis vor wenigen Jahren fand der bergauf Fahrende am rechten Straßenrand an einer Giebelwand eine Personenaufmalung mit Heiligenschein und Petrusschlüssel: "Peterstal grüßt Euch all". Inzwischen hat man diese endvokale Verschiedenheit entfernt.  Johann Peter Wenzel, der Glasmacher und Unternehmer aus Isenburg, der Namensgeber des Weilers wurde hier zum Paten auserkoren. Wenzel kam 1710 mit drei Brüdern aus den Löwensteiner Bergen als Glasfabrikant in die Kurpfalz, um hier zu produzieren. Sein Arbeitsfeld, Wohnen und Hütte bestand ungefähr an der Stelle des heutigen "Löwen".

Für den Kurfürsten Johann Wilhelm und Wenzel zunächst eine Win-Win-Situation, denn per kurfürstlicher Verfügung kam er praktisch ohne Kauf des Geländes (300 Morgen, ungefähr 75 ha)  - als Grundbesitz, den er vererben kann - zu seiner Glasfabrik, lediglich der Holzverbrauch wurde in Rechnung gestellt. Und der Hof in Heidelberg bzw. Düsseldorf bekam sein eigenes Glas geliefert. 

Die familiäre Eintracht der Wenzel's zerbrach aber sehr schnell. Die Brüder verließen das Tal und Wenzel verpachtete drei Viertel des Grundes. Auch dies ein Fehlschlag! Die Hofkammer in Heidelberg schritt ein und versteigerte das Gelände an den Major von Junken, der dann mit einer zweiten Glashütte daherkam. Zudem brachte er noch allerlei Arbeiter mit ihren Familien mit, von denen er horrende Mieten verlangte und die auf unterstem sozialen Level in der "Glashütte" lebten. Wenzel machte dann gemeinsame Sache mit Jungken, was die Ausbeutung dieser Menschen betrifft: Hohe Mieten, geringster Lohn, Schutzgeld, hohe "Steuern", Fronarbeit. - Dies Luftlinie 10 km von der kurfürstlichen Residenz entfernt. Ein willkürlicher "Staat im Staate" war entstanden, von dessen Treiben man in Heidelberg bzw. ab 1720 Mannheim lange kaum etwas wusste.

Im Jahr 1734 verstarb der Major und Wenzel trat sein Erbe an: 1400 Gulden zahlte Wenzel an den Hof und war dann Besitzer vorn 766 Morgen im Centwald.
1737 ließ Wenzel die Peterskapelle erbauen. "Petersthal vulgo Glaßhütt" . ("Peterstal" gemeinhin "Glasshütte" genannt) Der Name "Peterstal" war geboren, obschon noch im 20 Jahrhundert alte Ziegehäuser und Peterstaler zur "Glashitter Kerwe" hinaufgingen.

 

Die Peterskapelle und die Mühle

Stundenlang über Berg und Tal mussten die katholischen "Glashütter" ihre Verstorbenen zur Bestattung nach Heiligkreuzsteinach tragen. Da fällt einem der normale sonntägliche Gottesdienstbesuch eben auch nicht immer leicht. Hinzu kam der Konfessionswechsel der Patronsfamilie. Also wurde 1737 ein kleines, barockes Kapell'chen, die Peterskapelle, gebaut, in dem hernach die Wenzel's auch 1943 und 1753 ihre Ruhestätte fanden. Die originalen Grabplatten findet man heute noch - kaum lesbar - links und rechts des Eingang zur kleinen Aussegnungshalle.

"Sie mögen in Frieden ruhen"
die Eheleute Wenzel.
Erster Erpauer dieser Glasfabrique
Und dieses Gotteshauss'
Johann Peter Wenzel
Gebohren zu Isenburg
Entschlafen Anno 1743"

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Peter-Wenzel-Weg
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Aussegnungshalle heute - Bild Klaus Fanz

Wenzel fasste ein großes gerodetes Gelände zu einem "Bauerngut"  zusammen und verpachtete an entsprechende Fachleute. 
Auch eine Mühle sollte nicht fehlen. Diese "Kameralmühle" allerdings war zu nah am Bachquellgebiet angesiedelt als dass sie die nötige Effektivität entwickeln konnte. Müller und Pächter hielten es kaum 5 Jahre auf diesem Arbeitsplatz aus. (1856 schließlich wandelte man sie zum vorläufigen Schulhaus in der "Alten Schulstraße" um.)

Kaufkraftvergleich
16 Gulden (fl)  würden heute 380 Euro entsprechen (Jährlicher Grundzins und Mietzins für ein kleines Anwesen)
12 Gulden - 290 € (Lehrerjahreseinkommen)
288 Gulden - 6840 € (Kaufsumme für eine der seit 1768 verpachteten Parzellen)

Der nun stattfindende schwunghafte Handel mit Holz, wertvollem Buchenholz ließ die Glasbrennerei erlahmen und die Zustände sorgten nun auch in Mannheim für Verdruss. Johann Peter Wenzel starb 1743. Die Missstände in "Peterstal" trieb den Mannheimer Hof nun doch dazu, das gesamt Gelände zurückzukaufen. (1768) Auch hatte die fürstliche Verwaltung im Sinn, den Weiler so langsam zu minimieren. Heiratserlaubnisse wurden nicht mehr erteilt. Fremde durften sich nicht mehr ansiedeln. Ganze 16 Familien sollten ihr kärgliches Auskommen dort finden.  Wenige Stück Vieh machten eine besitzende Familie "reich", Bürsten machen, Besen binden, Tagelohnarbeiten jeglicher Art bis hin zur Maulwurfsjagd erbrachten ein paar Münzen für die hungernden Menschen. Die meisten Männer und Jungen suchten ihre Arbeit auswärts mit langen Fußmärschen nach Heidelberg, Schriesheim oder im Neckartal. Über das Ganze wachte ein "Stabhalter" (Bevollmächtigter) des Mannheimer Hofes.

Ab 1803 gab's die Kurpfalz nicht mehr. Der französische Kaiser vermehrte den Besitz des Großherzogs zu Karlsruhe auch um die Kurpfalz und die mainzischen Gebiete um Tauberbischofsheim und Walldürn. Der Staat reichte nun vom Bodensee bis zum Main.

In Karlsruhe war man sich durchaus bewusst, dass in Norden des Landes Untertanen in mehr als ärmlichen Verhältnissen hausten. "Selbständige Grundeigenthümer" sollten sie werden. Der Preis dafür war der 18-fache Grundzins.

Die Schule in Peterstal

Wer in Peterstal Lehrer sein wollte musste die Armut zum Lebensprinzip erhoben haben: 16 Gulden und 8 Malter Korn-Brandholz zum Selbersammeln im Wald machten die Lehrerstelle zur reinen Liebhaberei. Dementsprechend wechselten die Lehrer auch sehr häufig, wenn sie irgendwo im pfälzischen, badischen Land eine günstigere, größere Stelle fanden.

 

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Zweites Schulhaus an der Mühle
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Drittes Schulhaus und Rathaus

Kein Haus zum Lernen - dann also in Lehrers Wohnung!

Das erste notdürftige Schulhaus wurde dann im Peter - Wenzel - Weg eingerichtet und war schon beim Einzug baufällig, aber seine Grundmauern stehen heute noch.

Da war aber noch die Mühle, die nach Wasser dürstete und kaum etwas abwarf. Dorthin baute man 1856 die Schule und die anliegende Straße heißt bis heute "Alte Schulstraße". 1898 aber bezogen Schüler, Lehrer und die Gemeindeverwaltung (bis 1936) ein neues Haus in der heutigen Wilhelmsfelder Straße.  Schule wurde in Peterstal bis 1975 gehalten. Letzte Schulleiter waren Anna Schmitterer und Paul Hörner. Heute beherbergt das Haus die städtische KiTa

Anna Schmitterer 1924-66
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Paul Hörner 1966-75
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"Eremiten"

Kommt aus dem Altgriechischen und meint einen "Wüstenbewohner".
Sicherlich kam der "Centwald" dem Sinai nicht wirklich nah, aber es gab eine Heimstatt für solche "Einsiedler" im heutigen Peter - Wenzel - Weg 27. - Na ganz so "einsiedelten" die Eremiten nicht. Bruder Franz Florine machte sich mit dem Almosen Sammeln verdient, unterhielt damit die Kapelle, bestellte einen Geistlichen und zeitweise gar einen Lehrer. Nach ihm kamen 3 weitere Eremiten. Der letzte, Thomas Kohl, war des Streitens mit dem Geistlichen und der Einsiedelei überdrüssig. Er brannte mit der Lehrerstochter durch. 
Danach sorgten sich Geistliche aus Heidelberg und später Ziegelhausen um die Seelen der "Glashütter".

 

Kein(e) Kirch(lein) ohne Reliquie. - Die Gläubigen damals eiferten im Kleinen dem nach, was man im Dom zu Köln mit den Hl. 3 Königen oder in Turin mit dem Grabtuch oder am Ziel des Jakobswegs in Spanien im Großen machte. Aus allem möglichen "Übriggebliebenen" von "Heiligen" (lat. "Reliquien") sonderte man ein Stückchen ab, um damit das Gotteshaus, im vorliegenden Falle die Peterskapelle oder andere geweihte Einrichtungen zu segnen. In der Peterstaler Kapelle wurden gleich mehrere Reliquien verwendet: Ein abgefeiltes Stück von der Kette, mit der der Hl. Petrus in Rom im Gefängnis angekettet war oder ein Stück Schienbein oder tatsächlich ein Stück vom Heiligen Holzkreuz. Spender waren begüterte Adlige, Bürger oder auch mal der Bischof zu Worms wie im vorliegenden Fall (1753). Um dies alles unbürokratisch einfach zu  halten hatte das Wormser Episkopat, zu dem Peterstal einst gehörte, immer mal Vordrucke zur Hand, in diese Spezielles handschriftlich eingetragen wurde. - Zumindest aber in der griechischen Ostkirche war im Mittelalter ein blühender Geldhandel mit meist gefälschten Reliquien entstanden, während die Römische Kirche ihre Lehren aus dem Ablaßhandel (Luther) später doch wohl gezogen hatte. Im Gegenteil - sie schuf ein juristisches Werk, wie mit Reliquien umzugehen sei. An- und Verkauf war/ist streng verboten.

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Die Kirche St. Peter

Das Schmuckstück von Peterstal ist natürlich die katholische Kirche mit nebenstehenden Schwesternhaus. 
Gustav Helm, zielbewusster und energischer Pfarrer in Peterstal scharte Gleichgesinnte um sich, um in der Nachfolge der Wenzel'schen Peterskapelle für die katholischen Gläubigen in Peterstal eine angemessene Heimstatt zu erbauen. Dies ist auch 1897 in bewundernswerter Weise gelungen ("Nur mit Pfarrer Helms Kraft wurde dieses Werk geschafft".  Die Bauherrn - der Architekt war Ludwig Maier von der Kirchenbaubehörde Heidelberg - wussten übrigens genau die Wirkung der Sonnenstrahlen am Nachmittag an den Sandsteinmauern mit pittoreskem Charme einzuschätzen, ein fast rotglühendes Farbenspiel. " Schnell wurde die Kirche nicht nur sonntägliches Gottesdiensthaus sondern auch Heirats- und Taufort nicht nur für Peterstaler. Heute hat man die Kirche für Musikvorträge vom Chor bis zum Alphornquartett entdeckt. 
Natürlich ist St. Peter in Ziegelhausen nur Filialkirche zur viel größeren St. Teresa - Kirche im Mühlweg.

Kleine Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde Peterstal bzw. Ziegelhausen-Peterstal

Am 13. Juli 1738 wurde die von Peter Wenzel gestiftete Peterskapelle eingeweiht. Zur selben Zeit gab es in Ziegelhausen keine Kirche und die Gläubigen gingen zum Gottesdienst nach Handschuhsheim. Nun aber konnten die Peterstaler ihre Verstorbenen auf eigenem Friedhof begraben. Eine der Erste war Wenzel mit seiner Familie. 1743 er, 1753 Ehefrau Margaretha fanden ihr Grab "ante altare sepultus" , also vor dem Altar in der Kapelle, bedeckt mit den beiden Sandsteingrabplatten, die heute den Eingang der Aussegnungshalle zieren.

Später kam es zur Zusammenlegung der katholischen Kirchengemeinden von Ziegelhausen und Peterstal. Die Gottesdienste und Seelsorge in Peterstal oblag dann vielen Kaplänen. Einige Namen: Stiefvater, Hoffmann, Herberich. Häring, Bissinger, Zimmermann, Mackert, Zöller, Schauber, Fleig. An folgende Pfarrer sei erinnert: Gustav Helm (1886 - 1901), Albert Nikolaus (1902-1916), Joseph Brechter (1917 - 1952), Rudolf Böser (1952 - 1976), Albert Killer (1976 - 1988), Paul Rudigier (1988 -    )

Die Kirche St. Peter wurde zur Filialkirche (lat. "filia" bedeutet "Tochter"), betreut von den Kaplänen oder auch bis heute zur Aushilfe von Patres des Stift Neuburg.

Neben der Kirche steht das Schwesternhaus. Die dort arbeitenden und wohnenden Schwestern kümmerten sich bis 1990 in erster Linie um Krankenbetreuung, ("Sozialstation"), "Kinderschule" und Nähschule. Letzte Schwestern waren Sr. Irenäa und Sr. Arialda.

Kirchen - Renovierer 1994
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Neue Arbeitsplätze in Peterstal - Wäschereien

Schon zu Beginn des 19 ten Jahrhunderts entdeckten Ziegelhäuser und Peterstaler die Fremdwäscherei für Kunden in der Rheinebene als Verdienstquelle. Bachwasser und Trocknungsflächen auf den Wiesen waren vorhanden. Aufwendig war im wesentlichen Abholen und Liefern der Wäsche nach Heidelberg, Mannheim oder gar Darmstadt. Im Jahre 1905 promovierte Luise Kleemann über "die Wäschereidörfer Ziegelhausen und Petersthal"

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Alte Trocknungsscheune in der Alten Schulstraße

Die "Drickelscheier" - Trocknungsscheune in der Alten Schulstraße.
Nach dem Einweichen und Kochen, Waschen mit der Waschlöffel und der Bürste wurde gespült und auch mit dem "Bleelumpe" gebleicht. Zum Trocknen legte man die Wasche auf das Sauerstoff emittierende Gras oder - wenn Regen überm Tal hing - hängten die "Wäschermädche" sie eben in der Trocknungsscheune auf.
Um 1900 arbeitete ein Viertel der 485 Peterstaler/innen in 61 Wäschereibetrieben

Die Gemeindeverwaltung

bestand eigentlich nur von 1803 bis 1936, nämlich 1803 unter der neuen badischen Herrschaft erhielt die nun selbständige Gemeinde Peterstal eigene Ortsgerichtsbarkeit. Viele freuten sich nicht darüber, denn die kostete die immer noch arme Gemeinde Geld. Deshalb wandte man sich an die Obrigkeit zum ortsgerichtlichen Zusammenschluss mit Wilhelmsfeld. Die Obrigkeit wollte aber einen entsprechenden Zusammenschluss mit Ziegelhausen. Den wollte aber die "Mehrheit" der Peterstaler nicht. Mit 18 gegen 10 Stimmen lehnte die Männer dies ab. 

Natürlich war Peterst(h)al viel zu klein für eine hauptamtliche Verwaltung. Gemeinderäte und Bürgermeister übten ihr Amt neben ihrer Arbeit auf Acker, Feld, Wald oder Fabrik aus. Lediglich der wichtige "Ratschreiber" war Semi - Profi, der oft mehrere kleine Gemeinde parallel versorgte, zum Beispiel Petertal, Lampenhain und Unterflockenbach oder Wilhelmsfeld. Sein Gehalt vom Bezirk (Landkreis)  bewegte sich bei 150 Mark. Peterstal hatte aber wenig Glück mit seinen Ratschreibern. Sie waren oft des Ortes unkundig, zum Teil zu wenig professionell und mussten auch kontrolliert werden. Heutzutage führt der Hauptamtsleiter einer Gemeinde im wesentlichen die früheren Ratschreibergeschäfte.

Je nördlicher, desto später: 1913 erhielt Peterstal Gas für Beleuchtung und Wärme. Die "Stadtwerke" in Heidelberg erledigten dies für 15 000 Mark Eigeninvestition ab der "Grenze" bei einer Abnahmevoraussicht von 15 000 m³ Leuchtgas - übrigens für 17 Straßenlaternen zuzüglich. Man vereinbarte, dass die Heidelberger Lieferanten auf 40 Jahre dieses Netz alleine bedienen, reparieren sollten und dass sie das Vorrecht auf Verlegung eines Elektrizitätsnetzes haben. Dieses allerdings kam erst nach dem 2. Weltkrieg 1946. Bei der Neuverlegung von 2 Erdkabeln in der Peterstaler Straße fiel eine Frau in einen unbeleuchteten Graben und holte sich dabei Schwellung und Bluterguss. 6 Schreiben von Polizei, Arzt, Gemeinde, Baufirma waren dazu zu finden. - Alles sehr kleinteilig damals.

Die Peterstäler waren schon spezielle Leute, die durchaus auch eine Bürgermeisterwahl zum Anlass humoristischer - feindseliger Attacke nahmen. Statt eines Stimmzettels warf ein Wähler eine mit Poesie getränkte Abneigung zum Kandidaten Ludwig Ott in die Urne. Dazu muss man wissen, Ott Schwabe war:

"Da eene zu rot, da annere zu blass,
mit alle zwee sinn ma puddelnass!
Der an zu korz, de annere zu lang,
Armes Glashittl,mir werd angst unn bang.
Ich sag's Eich frei ins Angesicht:
Den solchen Ott, den wähl ich nicht.
Beim Lebensmittel zu vertreiben,
macht er viel solcher Schwabenstreiche.
Gebt ihm Zachelin und Lisot,
das macht den Schwaben mausetot.

Der Mann von Waldesrande ist wohl rot,
Doch lieber ihn noch änn Schwob.
Drum liebe Leit, ich sage Eich:
Er macht zuviele Schwabenstreiche.
Er ist nicht geborn als Badens Sohn.
Drum gheert er auch nicht auf den Thron."

Ludwig Ott aber gewann die Wahl! 

Die Sitzungsprotokolle des Peterstaler Gemeinderats um den 30. Januar 1933 herum weisen keine Unüblichkeiten auf. Man plante gar für den 19. Februar die turnusmäßige Bürgermeisterwahl. Im Übrigen wählte man in Peterstal an Sonntagen meist von 11 - 14 oder 16 Uhr.

Bürgermeister waren von 1905 - 1921 Josef Jung, dessen kurzzeitiger Nachfolger wegen Holzdiebstahls und Waldfrevels abgesetzt wurde. Von 1921 - 1923 Ludwig Ott und von 1924 - 1932 als letzter frei Gewählter Anton Bickel und danach - von der NSDAP-Verwaltung eingesetzt - Parteigenosse Heinrich Rode, auch Mitglied des Gemeinderats in Ziegelhausen.

Interessant sind die Ergebnisse der Reichstagswahl vom 4.3.1933 in Peterstal:

Das Zentrum erhielt 707 Stimmen,147 aus Peterstal - macht 20% am Ziegelhäuser Ergebnis
Die NSDAP erhielt 616 Stimmen, 49 aus Peterstal - macht 8%
Die SPD erhielt 538 Stimmen, 33 aus Peterstal - macht 6%
Die KPD erhielt 371 Stimmen, 125 aus Peterstal - macht 34%

Peterstal als katholisch - kommunistische Hochburg! - Vier Tage später wurden alle Reichstagssitze der KPD einkassiert und die Partei verboten.


Bis 1936 amtierte dann der Ziegelhäuser Heinrich Rode in Peterstal , ähnlich wie in Ziegelhausen der NS-Ortsgruppenführer Karl Odenwälder, der dann der neuen Gesamtgemeinde vorstand.

Die Eingliederung

Schon vor 1933 plante man im Kreis schon die Eingemeindung Ziegelhausens nach Heidelberg - im Gefolge auch die Eingliederung Peterstals nach Ziegelhausen. Der 3. Dezember 1935 war ein denkwürdiger Tag in der Geschichte von Ziegelhausen und Peterstal. Die beiden Verwaltungen und Gemeinderäte trafen sich, um eine Eingliederung auszuloten. Bürgermeister Odenwälder verlas zunächst einen entsprechenden Erlass des Innenministeriums sowie die Verfügung des Bezirksamtes zur Eingliederung. Doch - o Wunder - die gegenseitige Abneigung war größer als die Gefolgstreue zum NS - Staat: Alle Beteiligten lehnten in ihren Wortbeiträgen eine Eingliederung ab. "Bringt keine monitären Vorteile", "Peterstal und Ziegelhausen sind zu weit voneinander entfernt.", "Die Bürger in beiden Orten wollen dies nicht." Es kam gar zu einer einmütigen Entschließung, die Eingliederung nicht anzustreben.
Das macht man aber nicht in einer Diktatur. Der Reichsstatthalter von Baden, Robert Wagner, ordnete die Eingliederung dann für den 1. April 1936 einfach an. Verwaltungsspitzen hatten zu folgen und demokratischen Geist atmeten die Gemeinderäte als Gremien schon lange nicht mehr. Und - jegliche Aussprache zu dieser Anordnung wurde ausdrücklich verboten. (Erste gemeinsame Ratssitzung am 3.4.1936)

Peterstal ist gast(haus)freundlich

Ist es nicht bemerkenswert?
Vor 50 Jahren gabe es im Ortsteil Ziegelhausen 13 Gastwirtschaften, heute sind es noch 4, im Ortsteil Peterstal gab es drei, heute ebenfalls drei.

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Waldhorn - Kleinbilder aus
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"Geschdan un hoid" - Löwen
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"800 Jahre Ziegelhausen" Grüner Baum

Das Gasthaus/Hotel "Zum Waldhorn" liegt mit an der höchsten Stelle der Gemeinde, hat sich in diesen 50 Jahren bemerkenswert zum besuchten Hotelbetrieb entwickelt und auch zur Gastwirtschaft, wo Ziegelhäuser Vereine ihre Treffen durchführen. Das Gasthaus "Zum Löwen" allerdings fiel der Straßenverbreiterung zum Opfer, hat sich aber bis heute zum Appartmenthaus gewandelt.
Die erste Bushaltestelle in Peterstal heißt nach wie vor "Grüner Baum" in der Wilhelmsfelder Straße.
Dies sind die Nachfolger der ersten und einzigen "Schildwirtschaften" in Peterstal, natürlich gabe es auch hier viele Kranz- und Straußwirtschaften, die -jahreszeitlich geöffnet- nur beschränkt Getränke und Speisen anbieten durften.

 

Peterstaler Vereine

 

Militärverein Peterstal,
gegründet 1808, aufgelöst

Gesangverein "Concordia" Peterstal,
die "Schwarzen".
gegründet 1882, 1933 praktisch aufgelöst. Erst 1955 bildete sich ein neuer Gesangsverein mit Namen "Concordia" als Ablösung vom "Katholischen Arbeiterverein" und hatte Dauerkämpfe mit der Gemeinde auszustehen wegen der Benutzung eines Schulzimmers zur Singstunde, der Benutzung von Schulklavier und der "Schulgeige", die eigentlich immer für die Lehrerin, Fräulein Schmitterer, reserviert war. Als "Zuschüsse" ließ die Gemeinde unter BM Alex Rausch mal 48 DM springen. Zur neuen Vereinsfahne 1968 bat der Verein die Gemeinde um einen Zuschuss von 1 800 DM. X Briefwechsel und mehrere Sitzungen des Gemeinderats hatten dann wenigstens 500 DM zum Ergebnis.
Der Verein löste sich in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends auf.

Arbeitergesangverein "Frisch Auf" Peterstal,
die "Roten".
Gegründet 1922. Es findet sich ein Briefwechsel zwischen dem Vorsitzenden Walter Schüttrumpf und der Gemeindeverwaltung wegen der Durchführung eines Gartenfestes beim "Löwen" von 7 Briefen oder für das Waldfest 1967 beim Steinbruch. Der Arbeitergesangverein bestand bis 2017. Das Bild unten links zeigt die "Quittung" für den offiziellen Diebstahl von staatlicher Seite. Das fertiggestellte Sängerheim im Jahre 1997, unten rechts der Gesamtchor im Jubiläumsjahr 1997.

 

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Das "Peterstal - Lied"
Text: Pfr. Weber (ev.)
Melodie: Gerhard Wind

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Freiwillige Feuerwehr Peterstal,
gegründet 1929, Fusion 1936 mit FFW Ziegelhausen. 
Der 2. Zug hatte aber nach wie vor seine Heimstatt in Peterstal

Sportgemeinschaft - SG Peterstal,

gegründet 1948 als Fußballverein. Die Mitglieder des Vereins erstellten die Spielfläche und den Waldsportplatz an der Sitzbuche, nachdem sie vom "Schwesterverein" TSG Ziegelhausen eine schroffe Ablehnung erhalten hatten, den Schlierbacher Platz mitbenutzen zu dürfen. Angedacht war dann ein Platz zwischen Apfelskopf und "Saustall", bis dann 1949 die Staatliche Forstverwaltung eine relativ ebene Fläche im "Hochgebirge" an der Sitzbuche anbot mit Pacht auf ein halbes Jahrhundert. Der Peterstaler Waldsportplatz wurde dann in Eigenarbeit hergestellt. Der Verein entsandte bis 1992 Mannschaften in die Kreisklassen, hatte einen Spielbetrieb mit 2 Senioren- und 4 Jugendmannschaften. 1960 wurde er Meister der Kreisklasse B. Dafür gab es ein Präsent von der Gemeinde in Höhe von 100 DM.

Es galten halt noch andere Maßstäbe damals in den 50 igern. So zahlte der Verein 5 DM Bearbeitungsgebühr für den Ausschank von hochprozentigem Schnaps beim Juniorenturnier! 1992 kam es zur Fusion mit der Fußballabteilung der Turn- und - Sportgemeinde 1882 Ziegelhausen und zur Umbenennung in FC Ziegelhausen. Im Jahr 2000 fusionierte der Verein zu FC/DJK Ziegelhausen - Peterstal.

Kleintierzuchtverein "Vorwärts",
gegründet 1957

Katholische Jugend - KJG
Für die Jugendlichen in Peterstal eine gern angenommene Gemeinschaft, die sich im inzwischen längst abgerissenen Jugendheim traf. Waldlager, Wanderungen bis hin zu Fahrten nach Österreich waren die attraktiven Aktivitäten.

Arbeiter - Radverein

Ringer "Eiche" Peterstal
gegründet 1906, aufgelöst

Om Somsdag Owend ins Kur – Cafe

Herbert und sein Freund Bernhard sind waschechte Peterstaler, in den 60 iger Jahren um die 18 Jahre alt. Herbert hatte seinen Gesellenbrief als Mechaniker schon in der Tasche, Bernhard stand kurz vor den Prüfungen.
Täglich fuhren sie mit dem Schnauzer – Postbus, oft gelenkt vom Postschaffner und Nachbarn Fritz Beisel, „in die Stadt“ zur Arbeit. Peterstal ist zwar Ortsteil von Ziegelhausen, aber mit jedem Kilometer talabwärts wurde die Umgebung „städtischer“. Werkstätten, Tankstellen und Geschäfte am zweiten Damm, das „Rose“ – Kino an der „Drehscheibe“, „Kur – Cafe“ – früher mal „Rio – Kino“ in der Heidelberger Straße, Tankstellen, Campingplätze, Wiesenflächen, die im Sommer zu Veranstaltungen lockten, allerdings für Peterstaler Jugendliche fast unfreundliches Land.
Heute am Freitag um 18.30 war Arbeitsende und für den morgigen Samstag Abend hatten sich die beiden Kino und Diskobesuch vorgenommen. In ihrem Alter mit 18 mussten die jungen Männer zum Militär, aber Alkohol war fast tabu und Besuchsende in der Disko um 24 Uhr. Einige unter 21 Jahren türmten bei Ausweiskontrolle durchaus mal in die Damentoilette. Im „Rose“ – Kino hatte man kürzlich den umstrittenen Film „Das Schweigen“ gezeigt. Bernhard musste draußen bleiben.

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Kirche St. Peter um 1900
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Anfang der Heidelberger Straße

Bernhard und Herbert hatten Wochen zuvor die beiden Freundinnen Dagmar und Sonja aus einer Ziegelhäuser Jugend -  Clique kennengelernt und wollten sich mit den beiden am Kinoeingang treffen.

Herbert „lieh“ sich die „Quickly“ von seinem älteren Bruder, denn mit dem Postbus kam man zwar hinunter aber spät am Abend nicht mehr zurück. Über die „Promilleroute“ über Kirchenbergweg, Sitzbuchweg, Fürstendamm, Mühlweg und Bachweg ratterten die beiden auf 1,5 PS zum Ebertplatz. Dort allerdings stand das Ziegelhäuser „Empfangskomitee“ mit „Wolle“, Uli und Pit schon bereit, um die beiden Peterstaler lautstark wieder bergauf zu schicken. Man wollte diese „Fremden“ nicht im eigenen Ort haben. Unmissverständlich bauten sich die drei vor dem Halbkreis ihrer Gleichgesinnten drohend auf und zeigten Muskeln und Schlagring. „Was wollter’n do hunne? Ab nach Petersdaal, wo err hie gheert, sunn’sch gibt‘ uff die Nuss.“ – Dagmar und Sonja beobachteten die Szene von der Hausecke aus, gaben auch den beiden deutlich Zeichen zum Rückzug. Beide waren noch unschlüssig als Herbert von einem heftigem Schulterstoß zu Boden gestreckt wurde und Bernhard von einer schallenden Ohrfeige getroffen wurde.

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Gasthaus "Rose" mit Kino und Ebertplatz

Zwei gegen Acht – keine Chance – auch bei jugendlichem Heldentum. Schnellen Schritts wichen die beiden zur Schule und rannten dann bis zum „Steinbacher Tal“. Das zurückgelassene Moped fanden sie anderntags in beschädigtem Zustand in einer Lücke zwischen Rot-Kreuz-Heim und dem Gemeindelager.

Schnell machte dieser Vorfall – nicht unüblich in dieser Zeit – in Peterstal die Runde. Einig waren sich die Peterstaler darin, dass bei künftigem Tanzen im „Löwen“ keine jungen Ziegelhäuser anwesend sein würden. Dazu stellte man Vorwarnwachen am „Grünen Baum“ auf, die dies verhindern sollten. Aber die Ziegelhäuser kamen nicht! Man hatte im Neckartal wohl Wind von der Sache gekriegt und die bleibende Erfahrung einiger Ziegelhäuser beim „Hondsche Reiwwer“ – Geländespiel gegen Peterstaler war seit Jahren tief eingegraben.

Auf Dauer allerdings ließen sich Herbert und Dagmar davon nicht abschrecken. Ein paar Tage danach brachte der Briefträger einen Brief von Dagmar, dass der Postbus ja auch nach Heidelberg fahre und dass es dort natürlich auch Disko’s und Kneippen gebe.

Herbert und der beim Schulterstoß überlegen grinsende Wolle trafen sich beim nächsten A-Jugend – Spiel der SG mit der DJK. Nach tumben Foul an Herbert flog Wolle vom Platz und Herbert plazierte den Freistoß unhaltbar zum 2:0 - Sieg.

Diese Geschichte erzählt Herbert heute immer mal seinen Enkeln, die ihn aus Ziegelhausen besuchen kommen, in seinem Haus in der Alten Schulstraße. Dagmar richtet derweil lächelnd den Kaffeetisch.

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Peterstal
1803 - 1936

3,75 km²

1024 Einwohner (2019)

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