Die Glashütte

Jahrtausende lang nutzte der Mensch zum Zusammenhalten von Flüssigkeiten Becher, Vasen, Behälter aus gebranntem Ton oder trank aus geschnitzten Holzbechern. Behältnisse aus Glas oder Schmuck kannten schon die Römer, jedoch war der Herstellungsaufwand immens. Das änderte sich im Mittelalter immer mehr: Durch Hausöffnungen, die im Winter wind- oder kältemindert lichtdicht abgeschlossen wurden, boten Glasfenster dieselben Effekte an - allerdings lichtdurchlässig. Glasgrundstoff Quarzsand ist ja in unendlichen Mengen vorhanden, allerdings brauchte man zum Herstellen einen riesigen Energieaufwand. Für ein kg Glas wurde ungefähr ein Raummeter Holz zum Feuern benötigt. Deshalb waren die Glasmeister hauptsächlich "freie Unternehmer" auf Wanderschaft, denn wenn ein Wald abgeholzt und verbrannt war zog man zur nächsten günstigen Stelle, wo Holz, Kiesel oder Quarzsand und Wasser nahe beieinander waren.

Das Tal zum Dossenheimer Kopf bot diese Voraussetzungen. Aus dem Jahr 1432 ist die Existenz eines ersten Glasschmelzofens überliefert und zwar am Zusammenfluss der beiden Bäche, Steinbach und Peterstaler Bach. 1679 wurde dem Holländer Heinrich von der Wahl die kurfüstliche Erlaubnis gegeben, dort eine Glashütte zu betreiben. Zudem befahl der Fürst seinen Untertanen zum Zweck der Glasmachererei jährlich einen "Malter Holzasche" bereit zu halten.  Das Unternehmen bestand aus Misswirtschaftsgründen nur bis 1688.

Im Jahre 1710 übereignete der Kurfürst dem in hessischen Isenburg geborenen Johann Peter Wenzel 300 Morgen im Zentwald (Erbbestand zu Pachtzins) zur Glasherstellung. Wenzel war nicht neu in diesem Geschäft, schon in den Löwensteiner Bergen hatte er Glas hergestellt.

Der Start war schwer. Schon drei Jahre danach warfen drei Brüder Wenzels das Handtuch. Wenzel unterverpachtete daraufhin dreiviertel seines Erbbesitzes an einen Hirschhorner. Auch das ging schief, so dass die Regierung in Heidelberg bzw. Mannheim diesen Bestand an Ludwig Junken versteigerte, der auf dem Gelände eine zweite Glashütte errichten ließ.

 Der ehemalige Major in kurfürstlichen Diensten und Wenzel errichteten nun kaum einen halben Tagesritt von der Residenz entfernt ein eigenes Verwaltungsgebilde mit "Steuereintreibung", "Judikative", Fron und Schutzgeld - kurz einen "Staat im Staate." Das "Bergvolk" vermehrte sich auch durch Zuzug, es enstand eine kleine Gemeinde um die Glashütten.

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Grabplatte der Catharina Margarete Wenzelin

Anno 1753
den 2 9ber ist in

GOTT
Seelig entschlafen
Frau
Catharina Margaretha
Wenzelin
Gebohrene Gontla
Chin zu Nevstatt
An der Doss

Ehe-Leuth
Erstere Erpauere - Dieser Glasfabrique
und dieses - Gottes Hausse
Requiescant - in Pace

Historische Glasherstellung
Bringt man Quarzssand zum Schmelzen so entsteht Glas.
Um diesen Vorgang zu qualitativ zu beschleunigen brauchte man gereinigte "Pottasche" als Flussmittel.  Pottasche wurde u.a. aus der Asche von Nadelholz gewonnen, in "Tonpötte" abgefüllt, mit Wasser vermengt, gerührt und aufgekocht und gefiltert. So entsteht Kaliumcarbonat, der chemische Name für Pottasche.
Der Glasmacher vermengte nun 2 Teile Pottasche mit einem Teil Quarzsand und erhitzte diese Mischung im "Fritteofen" bis 750° . Im nachfolgenden Schmelzofen bis 1200° war das Material durch das Zwischenprodukt "Fritte" besser zu verarbeiten. Nach etwa 18 Stunden stellten die Glasbläser die Endprodukte her. Das Verfahren war sehr energieintensiv.

1735 kaufte Wenzel den Junken'schen Besitz auf. Hätte man nicht die Peterskapelle gebaut, Ziegelhausen hieße heute ausgeschrieben "Ziegelhausen - Glashütte", übrigens ging noch unsere Elterngeneration "auf die Glashütt', nicht nach Peterstal. Johann Peter Wenzel starb 1743, seine Frau Catharina zehn Jahre später.

Doch Wenzel hatte Raubbau am Wald betrieben. Das mächtigere wirtschaftliche Standbein war der Handel mit teueren Buchen geworden, während zur Glasschmelze minderwertiges Holz verwendet wurde. 1768 schob Mannheim der eigenständigen Misswirtschaft durch Rückkauf einen Riegel vor. Gerodete Waldflächen wurden allmählich in Ackerbau-  und Weidebetrieb überführt, zu wenig zum Leben. Das Wachstum der Bevölkerung wurde durch Restriktionen (Heiratsverbote, Wegzugsaufforderungen) gebremst. Dennoch hielten sich die "Peterstaler" durch viele Nebenerwerbe über Wasser (Korbflechter, Besenbinder, Leineweber, Mühlarbeiter, Hütetätigkeiten von Vieh ("Schweizer Tal")). 

Die Glashütte von Johann Peter Wenzel war also der Ursprung des Ortsteils Peterstal.  Daran erinnert auch die Straße vom "Löwen" bis hoch zum Waldrand.

[Klaus Fanz]

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